Was Sie schon immer über Strahlentherapie wissen wollten…
Ich tanze beruflich auf mehreren Hochzeiten – privat allerdings habe ich mich nur einmal gebunden, vor 43 Jahren. Eine gute Entscheidung, mit der ich seit damals zufrieden und glücklich bin.
Beruflich gab es mehrere Stationen, und schließlich habe ich – neben der ärztlichen Psychotherapie (siehe mein zweiter Blog) – meine ärztliche Heimat in der Strahlentherapie/Radioonkologie gefunden. Ich bin eine bekennende Strahlentherapeutin, mit Photonen, Elektronen und seit neuestem auch mit Ionen und Protonen auf „du und du“.
Nicht, dass man es viele Medizinstudenten gibt, die inbrünstig:“ Ich werde Strahlentherapeut“ skandieren, so wie das in Wunschfächern wie Chirurgie oder Gynäkologie durchaus der Fall ist. Kultfiguren wie die Gerichtsmedizinerin Maura Isles, die mit Detective Jane Rizzoli einen Mordfall nach dem anderen löst, haben beispielsweise das Interesse nach den Fächern Gerichtsmedizin und Pathologie deutlich gesteigert.
In Ermangelung glanzvoller Krimiheldinnen ist der Weg in die Strahlentherapie/Radioonkologie nicht selten zufällig. Eine freie Ausbildungsstelle, vernünftige Arbeitszeiten ohne Nachtdienste, nette Kolleg:innen – und ehe man sich‘s versieht, ist man in Facharztausbildung. Jetzt beginnt die Metamorphose zum in der Wolle gefärbten strahlenden Therapeuten. Als fertiger Facharzt:in erstrahlt er/sie im Glanz dieses coolen Faches und verteidigt es gegen jegliche Vorurteile. Man kann sogar sagen, wir Strahlentherapeuten lieben unser Fach.
Nicht jeder kann sich unter diesem Fach etwas vorstellen – so kam eines Tages die Anfrage, mit welcher Musik wir mit unserem „Radioinstitut“ das Wilhelminenspital bespielen!
Was möchte ich Ihnen nun nahebringen?
Erstens: Antworten auf Fragen, die mir im Laufe meiner langjährigen Tätigkeit als Fachärztin für Strahlentherapie oft gestellt wurden.
Zweitens: Die Bedeutung neuer und moderner Therapien.
Drittens: „Medizin kurz und interessant“.
Also – frisch hinein, „Radio Strahlentherapie“ ist bereit, Ihre Fragen zu beantworten!
Frage: Hallo Radio Strahlentherapie, bei meiner Frau wurde jetzt Darmkrebs diagnostiziert. Wer entscheidet nun, welche Therapie meine Frau bekommt?
Antwort: Diese Entscheidung trifft das „Tumorboard“. Es besteht aus einer Gruppe von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen, die alle Experten in der Behandlung von Darmkrebs sind. Krebs wird praktisch immer mit einer Kombination von mehreren Therapien behandelt. Gemeinsam diskutieren die Experten die Diagnose und legen Art und Ablauf der Behandlung genau für Ihre Frau fest.
Frage: Die Ärztin, die uns bis jetzt betreut, ist klinische Onkologin. Was ist das genau? Sie hat gesagt, sie ist die „Case Managerin“ meiner Frau. Was bedeutet das?
Antwort: Klinische Onkologen sind Internisten mit Spezialisierung auf Onkologie, also die Behandlung von Krebserkrankungen. Sie sind verantwortlich für die Verabreichung von Chemotherapien und vieler neuer Therapien, wie zum Beispiel Immuntherapien. Alle diese wirken im gesamten Körper gegen Krebs und werden meist als Infusionen über die Vene verabreicht. Als Case Managerin koordiniert sie die Therapien, die im Tumorboard beschlossen wurden und ist die Ansprechpartnerin Ihrer Frau.
Frage: Welche Ärzte sitzen im Tumorboard und besprechen die Erkrankung meiner Frau?
Antwort: Viele! Ein Röntgenfacharzt (Radiologe) präsentiert die Computertomographiebilder, eine Fachärztin für Nuklearmedizin ist für PET-Befunde zuständig. Wenn es Unklarheiten über das Tumorgewebe gibt, ist der Pathologe vor Ort. Die Behandlung legen dann der Darmchirurg, die klinische Onkologin und die Strahlentherapeutin fest.
Frage: Gibt es genaue Richtlinien für die Behandlung meiner Frau?
Antwort: Prinzipiell schon. Diese Richtlinien oder „Guidelines“ basieren auf den Ergebnissen großer, weltweiter klinischer Studien. Dazu kommt aber noch die ganz persönliche Krankheitssituation Ihrer Frau. Wenn diese gut mit den Richtlinien zusammenpasst, ist eine rasche Entscheidung einfach. Das ist wie eine Form, in die man genau hineinpasst. Oft passen Patienten nicht genau hinein – das ist auch normal. Dann werden die Therapien in gemeinsamer Diskussion im Tumorboard personalisiert angepasst.
So belastend die Situation für Ihre Frau ist, sehen Sie doch, wie sorgfältig und hochqualifiziert die Therapieentscheidungen heute getroffen werden.
Alles Gute für Ihre Frau!
Freundliche Grüße, Radio Strahlentherapie